Auf ein Wort
Von Trümmern und Träumen
Nach Christi Himmelfahrt haben sich Diakon*innen und Pastor*innen aus dem Amtsbereich Mitte des Kirchenkreises Hannover – zu dem auch unsere Gemeinden gehören – auf eine Studienreise begeben. Fünf Tage waren wir in Schweden, in Lund auf Entdeckungsreise in der schwedischen Kirche. Eine unserer ersten Begegnungen war mit dem Pilgerpastor der Stadt und gemeinsam haben wir die Stadt erkundet. Das war keine gewöhnliche Stadtführung. In Lund gibt es viel zu sehen, viel zu erzählen. Diesem Pastor ist es darüber hinaus gelungen, jeder Sehenswürdigkeit auch eine geistliche Dimension zu geben. Zum Beispiel dem Steinhaufen auf dem Bild. Es sind sehr alte Steine und sie liegen dort als stumme Zeugen: Einst waren sie Teil eines Klosters. Jetzt sind es nur noch ein paar Trümmer. Sie sind alles, was von dem Kloster, also der Vision, übrig geblieben ist, nämlich einen Ort zu schaffen, wo Reich Gottes gelebt wird.
Oder doch nicht?
Wenn man von den Trümmern aufsieht und sich um die eigene Achse dreht, fällt der Blick auf die umliegenden Gebäude: Auf ein Krankenhaus. Auf einen Teil der Universität, die Bibliothek. In der Ferne steht eine Kirche. Ist nichts geblieben von der Vision des Reiches Gottes? Oder wurde diese Vision vom Reich Gottes in Größenordnungen erfüllt, die sich kein Mönch zur Zeit dieses Klosters hätte träumen lassen?
Im Johannesevangelium heißt es: „Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und erstirbt, bleibt es allein; wenn es aber erstirbt, bringt es viel Frucht.“ (Joh. 12,24)
Ob sich noch ergründen lässt, welchen Anteil dieses alte Kloster an der Entstehung der heutigen Einrichtungen in seiner Umgebung hatte? Ich weiß es nicht. Aber ich ahne: Es lohnt sich, von Trümmern aufzusehen und damit zu rechnen, dass Gott sogar aus geplatzten Visionen, Wünschen und Ideen eine Frucht wachsen lassen kann, die ich mir nie hätte träumen lassen.
Johannes Rebsch
Pastor