„Die Nahrung der Seele ist das Schöne, das sie sieht.“ (Kirchenvater Augustinus)
Blumen für den Herrn
Warum gibt es Blumen auf dem Altar? Gibt es in jeder Kirche zu Gottesdiensten Blumen auf dem Altar? Gibt es Vorschriften, welche Blumen in welcher Farbe auf die Themen der Verkündigungen im Laufe des Kirchenjahres hinzuweisen haben? Haben die Blumen gar eine christliche Symbolik? Und müssen es immer Schnittblumen sein oder tun es auch Kunstblumen oder Topfplanzen? Und wer kümmert sich bei uns um den Blumenschmuck und die Beete?
Wenn der Lockdown aufgrund von COVID-19 einen Vorteil hat, dann die Tatsache, dass Dinge in den Fokus geraten, die aufgrund zielstrebiger Betriebsamkeit vorher keine Chance hatten, meinerseits tiefer durchdacht zu werden. Letzte Woche waren es die gelben Rosen im Beet vor der Kirche, eine Hortensie neben dem Seiteneingang (die ich noch nie zur Kenntnis genommen hatte) und die Schnittblumen auf dem Altar, die ich zwar immer mit Freude zur Kenntnis nehme und bewundere, mich aber erstmalig gefesselt haben.
So entstehen Fragen und Neugier. Genug Gründe, einen Artikel zu schreiben, fand ich.
Tatsächlich ist die Frage, ob es Blumenschmuck auf dem Altar geben soll, genauso umstritten wie die auszuwählenden Pflanzen und auch die Farben. Und ja, es gibt eine christliche Blumensymbolik und sogar den Begriff der „floralen Verkündigung“, die einige Menschen beherrschen und die in einigen Kirchen auch umgesetzt wird. Ebenfalls gibt es Empfehlungen, zu welchem Gottesdienst im Kirchenjahr welche Pflanzen und/oder Blumen passen würden. Insgesamt ist also das Thema Blumen auf dem Altar eine höchstkomplexe Materie.
Der Küsterbund (eine Berufsorganisation der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau) hat, meiner Meinung nach, die angemessene Einstellung: „Aus dem Blumenschmuck sollte man kein Problem machen, sonst wird die Sache nur heidnisch.“ Es gehe darum, den Menschen, die sich im Gotteshaus versammeln, freundlich entgegenzukommen und hierfür schmücke man den Kirchenraum eben. Es geht aber nicht um banale Dekoration, sondern um liebevoll zusammengestellten Schmuck, der helfen soll, an den Gast, den wir betend einladen, zu erinnern und den Hörern zu helfen, die Taten und Worte des hohen Gastes deutlich zu machen. Mit Blumen eben.
Unseren Gemeindemitgliedern, die sich seit einigen Jahren um die Altarblumen und die Beete um die Kirche herum kümmern, geht es genau darum: Sie lieben das Gemeindeleben, übernehmen Verantwortung für dessen Gelingen, lieben Gärten und Blumen und sorgen dafür, dass die Gottesdienstbesucher, auch durch den Blumenschmuck, freundlich empfangen werden: Inge Demant, Ilona Hofericher, Renate Tenuta und Erika Weise.
Alle vier berichten, dass ihnen der Blumendienst viel Spaß bereitet und sie ihn gerne ausüben. Ich denke, es ist an der Zeit, diese Arbeit zu würdigen und Ihnen im Namen der Gemeinde zu danken. In den Gesprächen mit allen vier Frauen kam so herzerwärmend viel Liebe und Überzeugung zum Ausdruck, dass mir erneut klar wurde: Das Gemeindeleben wird von allen, jedem einzelnen Menschen dieser Gemeinde gestaltet. Und auf das Engagement jedes Einzelnen kommt es an.
Nachdem die Martin-Luther-Gemeinde seit 2013 keinen festangestellten Küster mehr hat, entwickelte sich aus dem Küsterdienst, der unter den Gemeindemitgliedern aufgeteilt wurde, nach und nach der Blumendienst.
Inge Demant ist die Teamleiterin, koordiniert die Absprachen und Termine. Die Blumen werden von Ahlems Blümchen gespendet und werden samstags kurz vor Ladenschluss abgeholt. In der Kirche werden sie dann in passenden Vasen liebevoll arrangiert und auf den Altar gestellt.
Es kommt aber auch vor, dass keine Blumen gespendet werden können. In der Urlaubszeit, nutzt Ilona Hoferichter ihre Freizeit dann schon mal, um Blumen im eigenen Garten oder auf Feldern, Wiesen und an Straßenrändern zu pflücken. Somit kommen dadurch auch ganz gewöhnliche, wenig spektakuläre Pflanzen und Blumen auf dem Altar zur Geltung.
Renate Tenuta berichtet, es sei für sie eine Art meditativer Akt, samstags in der menschenleeren Kirche die Sträuße zu gestalten. Auch sei es vorgekommen, dass währenddessen Herr Landvogt übte und die Orgel mit den Klängen ihres Lieblingsliedes, diese Blumenmeditation umhüllte. Dies sei sehr berührend gewesen.
Für den Erntedankgottesdienst, spendet die Gärtnerei Lobermeier jedes Jahr Pflanzen und Blumen. Auch dies muss jedes Jahr neu abgesprochen und organisiert werden. Ebenso die Abholung der Weihnachtssterne, die vom Pflanzenschutzamt, bzw. der Lehr- und Versuchsanstalt für Gartenbau in Ahlem gespendet werden. Da die Weihnachtssterne bis Silvester in der Kirche stehen, müssen diese auch gepflegt werden, samt Übertöpfen, die privat angeschafft wurden, damit der Kirchenraum nicht nach jedem Gießvorgang unter Wasser steht.
Wir danken Frau Lange von Ahlems Blümchen, der Gärtnerei Lobermeier und der Lehr- und Versuchsanstalt für Gartenbau für ihre regelmäßigen Blumenspenden.
Die Beete hat sich das Team aufgeteilt, Erika und Dieter Asche sind auch noch mit von der Partie. Diese zu pflegen, bedeutet Zeitaufwand, den alle gerne aufbringen. Erika Weise bringt es treffend zum Ausdruck, wenn sie sagt: „Wir sind die Gemeinde und jeder muss seinen Beitrag leisten. Sonst gibt es keine Veränderung“.
Wir danken unserem Blumendienst. Möge er uns noch ganz lange erhalten bleiben! So ist es eben: Auf das Engagement jedes Einzelnen kommt es an. Für euer Engagement, liebe Inge, Ilona, Renate und Erika möchte ich euch, mit diesen Zeilen, ganz fest drücken - anders geht es in dieser Zeit ja nicht.
Idil Rack