Gedanken
Der Heilige Geist und die Umweltkatastrophen
Die Pfingstzeit ist ja bereits eine Weile her. Ich beschäftige mich allerdings immer noch mit dem Wirken des Heiligen Geistes Dank eines neunjährigen Jungen, der kürzlich mit seinem Vater bei uns zu Besuch war.
Eigentlich fing alles ganz harmlos an: Der neunjährige Mike fletzte sich, nach knapper Begrüßung, mit seiner Spielkonsole in der Hand auf unsere Gartenbank und, während dieses Gerät spielkonsolentypische Geräusche von sich gab, schaukelte Mike mit seinen Füßen rhythmisch vor- und zurück.
Die Erwachsenen, gut gelaunt um den Gartentisch verteilt, tauschten sich aus. Über Alltägliches, Wetter, Sport, Politik. Ab und zu schaltete sich Mike mit Fragen oder Bemerkungen ein, ohne aufzuschauen oder mit dem Fußschwingen aufzuhören.
Irgendwann kam, ganz nebenbei, die Sprache auf die Pfingstfeiertage. Mike fragte, immer noch ins Spiel vertieft und Füße schwingend: „Was ist eigentlich Pfingsten?“
Sein Vater – nicht gerade religiös, kein Kirchgänger, auch nicht an Weihnachten, klärte ihn auf: „Pfingsten ist eines der großen christlichen Feste wie Weihnachten und Ostern, nur ohne Geschenke halt“. Ergänzend fügte er noch hinzu, dass Weihnachten ja Jesus Geburtstag sei und Ostern die Auferstehung Jesus und…“
Mike unterbrach ihn: „Und was ist Pfingsten passiert?“
Sein Vater antwortete, dass an Pfingsten der Heilige Geist ausgeschüttet werde.
Jetzt schaute Mike das erste Mal auf, unterbrach sein Spiel, auch das Fußwippen und schaute uns zum zweiten Mal direkt an, sichtlich irritiert. „Was ist ein Heiliger Geist?“
Ab diesem Punkt war es vorbei mit der entspannten Atmosphäre! Wie soll man denn einem Neunjährigen erklären, was der Heilige Geist ist?
Während ich innerlich amüsiert wartete, wie der Vater seine Erklärungen weiterführen würde, sah der mich entspannt an und meinte: „Och, erklär‘ du mal!“
„Super gelaufen“, dachte ich und suchte schnell nach Symbolen, verwarf die Taube (das wirft ja noch mehr Fragen auf, wegen der Arche Noah), sowie die Flammen (klingt zu sehr nach Katastrophe) und versuchte zu erklären, dass viele Menschen sich den Heiligen Geist als Wind vorstellen. Als einen Wind, den Gott aussendet, der zwar immer da ist, aber an Pfingsten stärker wird, zu einem richtigen Brausen wird oder Sturm, vieles durcheinanderbringt und durchpustet. Damit die Menschen auf neue Ideen kommen und darüber nachdenken, was sie machen und ob das gut ist, wie sie es machen.
„Und wie schnell ist der?“, will der Mike jetzt wissen, „Schneller als die Wolken?“
Wir schauten die ziemlich schnell vorbeiziehenden dicken weißen Wolken am Himmel an, mussten noch schnell googeln (30-60 km/Std) und ich antwortete: „Ja - der kann schneller wehen!“
„Und wohin weht der dann so an Pfingsten?“ fragte Mike weiter, immer noch sichtlich am Thema interessiert.
„Überall hin, um die ganze Welt - ich schätze mal, überall dahin, wo ein frischer Wind gebraucht wird.“
Ich sah, wie es bei Mike arbeitete. Nein, das Gespräch war noch nicht zu Ende, ich richtete mich auf weitere Fragen ein. Und da kam auch schon die nächste:
„Was macht der Sturm, wenn er durch Tschernobyl kommt? Ist er dann radioaktiv?“
Mikes Schwester Mia, begeisterte Fridays-for-Future-Teenagerin, hat ganze Arbeit geleistet, dachte ich mir und erwiderte ganz entschieden: „Nein - ist ja schließlich der Wind Gottes!“
„Und kann der die ganzen Plastikberge auf den Ozeanen aufwirbeln und wieder zu uns zurückbringen?“ Seine Stimme bekam einen lauten, ängstlichen Unterton: „So wie ein Tornado, der kann das, der kann sogar ganz große Autos hochheben und kilometerweit tragen! Mia sagt, die Plastikberge sind so groß wie Deutschland!“
Während er das sagte, schaute er sich im Garten um, schätzte offensichtlich Fläche ab und seinem Blick war anzumerken, dass er sich schon unter einer dicken Schicht aus Plastikabfall sah.
„Nein!“, sage ich ganz sicher, „Die müssen wir schon selber wegräumen. Und zwar so, dass es keinem schadet.“
Dem Vater reichte es und er meinte, jetzt sei eine Runde Fußball angesagt. „Gute Idee“, dachte ich erleichtert.
Nachdem die beiden weg waren, saß ich noch ziemlich verlegen vor meinem Kaffee und schaute den Wolken hinterher.
Was für eine Welt hinterlassen wir eigentlich diesen Kindern? Und welchen Anteil habe ich daran? Und was kann ich nun eigentlich dagegen machen, damit ich einen größeren Beitrag leiste?
Ich entschied, dass ich mir die ganzen nächsten Monate den Heiligen Geist um die Ohren wehen lassen möchte: Um auf neue Ideen zu kommen, wie ich mehr Müll vermeiden und weniger Energie verbrauchen kann und auch wie Nachhaltigkeit in meinem Leben besser gelingt. Auch wenn es kein Brausen mehr sein wird, eine leichte Brise des Heiligen Geistes weht doch immer. Und da uns der Heilige Geist alle verbindet, werden die guten Ideen weitergetragen, da bin ich ganz sicher.
Unser Planet ist einfach zu wertvoll, um so weiterzumachen wie bisher!
Idil Rack